Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Corvus Corax, die Könige der Spielleute, melden sich mitten in der Pandemie mit einem spontanen Hörbuch-Projekt zurück: Mit mittelalterlichen Instrumenten und atmosphärischen Sounddesigns lassen sie Edgar Allan Poes „Die Maske des roten Todes“ mit Worten und Musik in unseren Ohren erklingen. Kenner der Geschichte der mittelalterlichen Musikszene in Deutschland wissen es: Bereits 1993 wurde diese Erzählung von Feeling B. (eines der Vorgängerprojekte von Rammstein) als Mittelalterrock zum Leben erweckt – und auch damals waren Corvus Corax im Hintergrund als Ideengeber beteiligt. In den vergangenen Monaten, knapp 30 Jahre später, entstand nun die Idee, eine neue, pandemieinspirierte Version dieser Vertonung zu initiieren und die tristen Pandemiezeiten mit der blutrünstigen und brachialen Geschichte von 1842 zu konterkarieren.
Mit Dudelsäcken, Schalmeien, Trommeln und allerlei weiterem historischen Instrumentarium liefern Corvus Corax das historische Klangbild zu der auf die Pest anspielenden Erzählung, die von 1347-1351 in Europa wütete. Gelesen von Castus Karsten Liehm und produziert im bandeigenen Studio ist dieses von Horror und Blut getränkte Werk ein einzigartiges Kreativprojekt der Pandemie. Doch damit nicht genug – die Band verspricht nicht nur eine deutschsprachige Version, sondern arbeitet derzeit an verschiedenen Versionen in mehreren Sprachen, die kurzfristig digital veröffentlicht werden. Dabei verharren die Berliner Musiker jedoch nicht in der Schreckensvision der Erzählung. In der Hoffnung auf eine baldige Wiederbelebung der Kultur und damit auch der Konzertmöglichkeiten endet die nun neu adaptierte Version der „Maske des roten Todes“ mit einem ekstatischen Konzert nach dem Ende der Pandemie. Es lebe die Kultur, es lebe die Musik: Venus, Vina, Musica!